Abschluss im Doppelpack: Abi und Ausbildung gleichzeitig

Kategorie(n): Bildungs-, Studien-, Berufs- u- Berufungsorientierung; Stipendium

Wenn die 10. Klasse sich dem Ende zuneigt, überlegen manche Schüler_innen, was sie im Anschluss machen wollen. Meist steht die Entscheidung zwischen einer Ausbildung und dem Abitur. Irina Ehlenbeck hat sich für eine Kombination aus beidem entschieden und eine Ausbildung zur Erzieherin parallel zum Abitur absolviert.

Das Berufliche Gymnasium

Das Berufliche Gymnasium ist in Deutschland eine interessante Alternative zum regulären Gymnasium. Neben dem Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife ist es hier möglich, bereits während der Sekundarstufe II eine Ausbildung zu absolvieren.

Ziel dieser Institution ist es, parallel zum allgemeinen Schulwissen, auch berufliche Kenntnisse zu vermitteln.
Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass bereits ein Berufsabschluss gleichzeitig zur Schullaufbahn angestrebt wird. Dieser wird nach einem 12-monatigen Anerkennungsjahr erlangt, welches direkt im Anschluss an die Oberstufe stattfindet. Nach diesem Jahr verfügt ein Absolvent über die allgemeine Hochschulreife / Studierfähigkeit und eine staatlich anerkannte Berufsausbildung.

Folgende Berufsausbildungen werden unter anderem an Beruflichen Gymnasien angeboten:

  • Staatl. gepr. kaufmännischer Assistent
  • Staatl. anerkannter Erzieher (vier Jahre unter Einbeziehung eines fachpraktischen Ausbildungsjahres)
  • Staatl. gepr. bautechn. Assistent
  • Staatl. gepr. biologisch-techn. Assistent
  • Staatl. gepr. chemisch-techn. Assistent
  • Staatl. gepr. elektrotechn. Assistent
  • Staatl. gepr. gestaltungstechn. Assistent
  • Staatl. gepr. hauswirtschaftlich-techn. Assistent
  • Staatl. gepr. informationstechn. Assistent
  • Pharmazeutisch-technischer Assistent
  • Staatl. gepr. konstruktions- und fertigungstechn. Assistent
  • Staatl. gepr. physikalisch-techn. Assistent
  • Staatl. gepr. umwelttechn. Assistent
  • Staatl. gepr. techn. Assistent für Betriebsinformatik
  • Staatl. gepr. Grafik-Designer

Wie sind die Aufnahmebedingungen?

Die wichtigste Voraussetzung für den Besuch eines Beruflichen Gymnasiums, ist die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe. Außerdem wird meist ein Bewerbungsschreiben sowie das Absolvieren eines persönlichen Auswahlgesprächs erwartet. Danach entscheidet die Schule, ob sie einen Schüler aufnehmen möchte. Der persönliche Eindruck ist in diesem Fall sehr entscheidend.

Erfahrungsbericht von Irina Ehlenbeck – Absolventin eines Beruflichen Gymnasiums

Irina Ehlenbeck - Erzieherin

Das Abitur mit 20 Jahren in der Tasche zu haben, ist nichts Ungewöhnliches. Zusätzlich jedoch bereits über einen Berufsabschluss als Erzieherin zu verfügen, ist bemerkenswert. Irina Ehlenbeck hat diesen Weg gewählt und berichtet uns von ihren Erfahrungen.

bildungsXperten:
Frau Ehlenbeck, viele Leute wissen nicht, dass es möglich ist ein vollwertiges Abitur – sprich die Allgemeine Hochschulreife – an einem Berufskolleg zu erlangen und parallel, wie in Ihrem Beispiel, auch noch eine Ausbildung zur Erzieherin zu absolvieren. Wie sind Sie auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden und was hat Sie dazu bewegt, diesen Schritt zu wählen?

Irina Ehlenbeck:

Als ich kurz vor meinem Realschulabschluss stand, wusste ich, dass ich einerseits gerne mein Abitur machen wollte und trotzdem wusste ich, dass ich gerne mit Kindern und Menschen arbeiten wollte. Dadurch, dass meine Mutter auf die gleiche Schule gegangen ist, bin ich darauf aufmerksam geworden und habe dann diesen Ausbildungsweg entdeckt. Danach habe ich mich sofort beworben, weil ich wusste, dass das genau das Richtige für mich war.

bildungsXperten:
Besteht der Stundenplan in erster Linie aus pädagogischen Fächern oder werden ebenfalls allgemeinbildende Fächer gelehrt? Auf welche typischen Fächer der gymnasialen Oberstufe mussten Sie verzichten?

Irina Ehlenbeck:

Natürlich lag der Schwerpunkt sehr im pädagogischen Bereich. Fächer wie Erziehungswissenschaften und Didaktik/Methodik gehörten fest zum Stundenplan dazu.

In anderen Fächern gab es teils einen Bezug zur Pädagogik wie zum Beispiel in Deutsch (Kinderbuchinterpretation). Trotz allem gehörten aber auch die allgemeinbildenden Fächer dazu. Ansonsten könnte es auch nicht als vollwertiges Abitur anerkannt werden. Es fielen lediglich die Fächer Physik und Chemie weg, die jedoch durch das Fach Biologie nicht ganz verloren gingen. Der große Unterschied zum gymnasialen Weg bestand darin, dass unsere Leistungskurse festgelegt sind (Erziehungswissenschaften und Biologie). Das dritte und vierte Fach konnten wir jedoch selbst wählen.

bildungsXperten:
Wie sieht die Ausbildung zur Erzieherin im Alltag an einem Beruflichen Gymnasium aus? Verbringen Sie neben dem Unterricht auch Zeit in einer pädagogischen Einrichtung oder basieren die Praxisphasen auf Praktika in den Schulferien?

Irina Ehlenbeck:

Der duale Bildungsweg ist sehr gut strukturiert. In jedem Schuljahr ab der 11. Klasse hat man eine bestimmte Zeit Blockpraktika. Diese muss man jedoch nicht in den Ferien absolvieren, da dafür feste Zeiten während der regulären Schulzeit zur Verfügung stehen. Im ersten Ausbildungsjahr hatten wir zwei Praktikumsblöcke, in den darauf folgenden Jahren je einen Block à 5 Wochen. In jedem Jahr hatte man dabei feste Schwerpunkte in seiner Arbeit (Kindergarten, Hort- oder Ganztagsschule, Konzeptionelle Schwerpunkte). Im Anerkennungsjahr konnte man dann selbst entscheiden, in welchem Bereich man arbeiten wollte.

bildungsXperten:
Ist diese Ausbildung einer außerschulischen Ausbildung gleichgestellt?

Irina Ehlenbeck:

Leider habe ich da keinen genaueren Einblick. Wo sicherlich Parallelen bestehen, ist in der praktischen Arbeit und den dazugehörigen Aufgaben wie schriftlichen Praxisnachweisen. Da aber noch zusätzliche Anforderungen durch die reguläre Aufgaben in der Schule bestehen (Klausuren und Referate) ist es doch etwas ganz anderes.

bildungsXperten:
Würden Sie das Abitur an einem Beruflichen Gymnasium als anspruchsvoller, als das, an einem regulären Gymnasium einschätzen aufgrund der Doppelbelastung?

Irina Ehlenbeck:

Ich denke, dass beides auf seine Weise sehr anspruchsvoll ist. Das reguläre Gymnasium hat sicherlich zum Vorteil, dass man sich ganz auf die schulischen Anforderungen konzentrieren kann und die Ferien nicht zusätzlich auch noch darin bestehen einen Praxisbericht zu schreiben. Jedoch hatten wir, durch die Arbeit mit den Berichten, dafür keine Facharbeit, die wir in der zwölften Klasse schreiben mussten.

bildungsXperten:
Wie schätzen Sie persönlich diesen Bildungsweg, Ausbildung und Abitur parallel, ein? Würden Sie Berufliche Gymnasien weiterempfehlen?

Irina Ehlenbeck:

Ich kann diesen Bildungsweg auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich habe in vier Jahren unglaublich viel gelernt. Ich habe nicht nur schulisch sehr viel neues gelernt, sondern habe auch eine professionelle Rolle als Erzieherin entwickelt, an der ich bis heute wachse. Zudem finde ich es echt großartig, dass man die Möglichkeit dazu hat, beides zu wählen und sich nicht entscheiden zu müssen, was man zuerst macht!

Bei mir war das damals ja der Fall, dass ich beides gerne machen wollte und ich weiß, dass ich mich mit der Entscheidung echt schwer getan hätte, wenn ich diese Möglichkeit nicht gehabt hätte. Ich schätze diese Ausbildung, vor allem an dem Berufskolleg, dass ich besucht hab, sehr hoch ein! Man wird sehr professionell ausgebildet und hat viele kompetente Lehrer als Ansprechpartner. Ich bereue meine Entscheidung auf keinen Fall. Im Gegenteil – ich profitiere immer wieder davon.

Quelle: http://www.bildungsxperten.net

 

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